HIV-Mythen
Um das HI-Virus ranken sich weltweit viele Mythen. Kann man sich etwa anstecken, wenn dieselbe Toilette benutzt wird? Ist HIV mittlerweile heilbar? Nachfolgend finden Sie acht der häufigsten Mythen und Informationen zum Wahrheitsgehalt.
Stimmt es, dass HIV-positive Menschen ihre Sexualpartner*innen über ihre Infektion informieren müssen?
Nein, das müssen sie nicht. Wissen Menschen, dass sie HIV-positiv sind müssen allerdings Schutzmaßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel durch die Nutzung eines Kondoms oder Femidoms. Auch die medikamentöse Therapie bietet Schutz, da sich die Virenlast dadurch unter die Nachweisgrenze senken lässt. Diese Personen sind dann nicht mehr ansteckend.
Stimmt es, dass eine HIV-Infektion heute heilbar ist?
Nein, die Infektion ist nicht heilbar. Durch die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie ist HIV heute in Deutschland jedoch sehr gut behandelbar und keine tödliche Krankheit mehr. Deshalb wird manchmal von einer funktionellen Heilung gesprochen.
Stimmt es, dass Menschen mit HIV nicht arbeiten gehen können, da sie häufig krank sind?
Im Durchschnitt sind HIV-positive Personen nicht häufiger krankgeschrieben als andere Arbeitnehmer*innen. Eine HIV-Infektion bedeutet also nicht automatisch eine Einschränkung der Erwerbsfähigkeit. Die Beschäftigungsquote von Menschen mit HIV ist in Deutschland sogar höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Stimmt es, dass eine HIV-positive Person ihrem Arbeitgeber/ihrer Arbeitgeberin mitteilen muss, dass sie infiziert ist?
Nein, da im Berufsleben kein Infektionsrisiko besteht.
Grundsätzlich gilt: eine Person mit HIV darf unter allen Umständen selbst darüber entscheiden, wem sie von ihrer Infektion erzählt. Informationen zur HIV-Infektion gehören zu den höchst sensiblen Informationen und dürfen nicht von Dritten weitergegeben werden.
Stimmt es, dass HIV-positive Frauen aufgrund des hohen Infektionsrisikos keine gesunden Kinder bekommen können?
Nein, auch mit einer HIV-Infektion kann man gesunde Kinder bekommen. Unter medikamentöser Therapie ist das Risiko einer Übertragung auf das Kind nahezu ausgeschlossen.
Stimmt es, dass man sich mit HIV infizieren kann, wenn man dieselbe Toilette benutzt?
Nein, eine Infektion im alltäglichen Zusammenleben ist nicht möglich.
Stimmt es, dass nach einem Risikokontakt (bspw. durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Sexualpartner*innen) ein sofortiger HIV-Test Sinn macht?
Nein, erst nach einiger Zeit ist ein Test sinnvoll. Das hängt damit zusammen, dass HIV Tests erst nach einiger Zeit ein verlässliches Ergebnis liefern. Bei einem HIV-Labortest ist das 6 Wochen nach der Risikosituation der Fall. Für einen HIV-Schnell- oder Selbsttest müssen 12 Wochen vergangen sein.
Stimmt es, dass für den Schutz immer nur der/die HIV-infizierte Sexualpartner/in verantwortlich ist?
Da jeder Mensch generell für sich selbst verantwortlich ist, sollten alle Beteiligten gleichermaßen an den Schutz beim Sexualverkehr denken. Außerdem weiß nicht jede*r HIV-infizierte Mensch von der eigenen Infektion, was eine Aufklärung der Partner*innen nicht möglich macht.
Zahlen und Fakten (RKI, WHO)
- HIV ≠ Aids
- HIV = Human Immunodeficiency Virus = menschliches Immunschwäche-Virus
(Erreger, der unbehandelt zum Krankheitsbild Aids führen kann)
- Aids = Acquired Immune Deficiency Syndrome = erworbenes Immunschwäche-Syndrom
(spezifische Kombination von Symptomen, die beim Menschen in Folge der von HIV verursachten Zerstörung des Immunsystems auftreten)
- Rund 96.700* Menschen leben in Deutschland mit HIV.
- Etwa 2.200* Menschen infizierten sich im Jahr 2023 neu mit dem HI-Virus.
- Man schätzt, dass ungefähr 8.200* Menschen in Deutschland mit HIV leben, ohne es zu wissen
- UNAIDS-Ziel 95-95-95:
Ende 2023 waren in Deutschland 92% der HIV-Infektionen diagnostiziert, 99% davon erhielten HIV-Medikamente, bei wiederrum 96% davon ist das HI-Virus nicht mehr nachweisbar.
- Ende 2023 lebten weltweit rund 9 Millionen Menschen mit HIV. Davon wissen 86% von ihrer Infektion.
- Etwa 630.000 Menschen starben weltweit im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion.
- Es gibt mittlerweile über 20 Medikamente gegen die Vermehrung von HI-Viren.
- 1983 entdeckten der französische Virologe Luc Montagnier und sein amerikanischer Kollege Robert Charles Gallo das HI-Virus.
(*Stand Ende 2023)
Schutzmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Wege, sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Am sichersten ist die Enthaltsamkeit, der absolute Verzicht auf Sexualität. Dieser Weg dürfte wohl für die wenigsten Menschen dauerhaft praktikabel sein.
Das Kondom ist nach wie vor der Goldstandard in der Prävention. Gerade bei wechselnden Sexualpartner*innen oder wenn nicht klar ist, ob der Partner/die Partnerin HIV-infektiös sein könnte, bietet das Kondom bei richtiger Anwendung einen sehr sicheren Schutz.
Schutz durch Therapie (TasP = Treatment as Prevention): HIV-Medikamente unterdrücken die Vermehrung der Viren im Körper, HIV kann dann beim Sex nicht übertragen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Medikamente zuverlässig eingenommen werden und die Therapie wirkt. Das wird alle drei Monate ärztlich kontrolliert.
Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP): Hierbei nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, die vor einer Ansteckung schützen. Die Kosten für die PrEP und die notwendigen medizinischen Untersuchungen müssen derzeit noch selbst bezahlt werden. Voraussichtlich ab Sommer 2019 übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
HIV früher und heute
- 1981:
In den USA melden Ärzte erste Krankheits- und Todesfälle bei jungen Männern, deren Ursache sie nicht erklären können. Heute weiß man, dass es sich um die ersten Aids-Fälle handelte. Als Patient Null gilt der kanadische Flugbegleiter Gaetan Dugas. Viele Spekulanten sagen, er habe das Virus in die USA gebracht, wodurch er zum traurigen Sündenbock der Gesellschaft wurde. Noch im selben Jahr erscheint der erste Artikel in einer US-amerikanischen Zeitschrift, in welchem die Krankheit erstmals auch unter dem Namen „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ (Aids) thematisiert wird. Zuvor haben v.a. die Medien die unbekannte Krankheit abschätzig den „Schwulenkrebs“ genannt.
HIV im Berufsleben
- kein HIV-Übertragungsrisiko im Arbeitsalltag (in Schulen und Kindergärten, in Gesundheitsberufen, in der Gastronomie…)
- grundsätzlich keine Einschränkungen bei der Berufswahl für Menschen mit HIV
Bei Bewerbungsgesprächen und Einstellungsuntersuchungen muss der Bewerber/die Bewerberin den Arbeitgeber/die Arbeitgeberin nicht über seine/ihre HIV-Infektion informieren. Der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin darf auch nicht danach fragen. Stellt er/sie die Frage trotzdem, muss der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin nicht die Wahrheit sagen. Ausnahmen von dieser Regel gibt es in nur wenigen Berufen (s.u.).